Was macht eine Geldanlage sicher?
Eine Geldanlage sicher zu gestalten ist nicht ganz einfach:
„Nichts ist für die Menschen so schwierig, als sich NICHT selbst zu betrügen.“
Zitat von Ludwig Wittgenstein, Philosoph
Bei den meisten Selbsttäuschungen sind die Auswirkungen gering und helfen häufig sogar dabei, das Selbstbewusstsein zu stärken. Bei Geldanlagen führt der Selbstbetrug jedoch regelmäßig zu katastrophalen Fehleinschätzungen.
Das „Problem“ liegt dabei häufig in der selektiven Wahrnehmung von Fakten und Ereignissen und deren Beurteilung in der Rückschau.
In der Psychologie nennt man die Tendenz, sich die Fakten auszusuchen und stärker zu gewichten, die zu unseren Überzeugungen passen, „Bestätigungsfehler“.
Eine damit zusammenhängende, ebenfalls tief sitzende Tendenz führt dazu, dass wir im Nachhinein, also wenn die Dinge bereits passiert sind, sie als offensichtlich und vorhersehbar betrachten. Dieses Phänomen wird als „Rückschaufehler“ bezeichnet.
Durch diese Fehler bzw. Wahrnehmungsbeeinträchtigungen, schützen wir unser Ego vor der Realität und sie werden bei vielen Anlegern täglich sichtbar und häufig zusätzlich von den Medien bestärkt.
Die sieben Muster wie sich die meisten Anleger selbst betrügen:
1. „Nachdem er passiert ist, konnte jeder den Börsencrash kommen sehen“.
Ist Ihnen schon mal aufgefallen, wie viele Menschen im Nachhinein zu Experten werden? Aber wenn „jeder“ die Korrektur kommen sah oder hätte sehen müssen, weshalb hat nicht „jeder“ rechtzeitig gehandelt?
Prognosen sind meist wertlos, da sie nur zufällig eintreten.
2. „Ich investiere nur in Top-Aktien – ‘Blue-Chip’-Unternehmen.“
Anleger fühlen sich von Vertrautem und von Aktien angezogen, die in ihren Augen ‚zuverlässig‘ sind. Das Profil eines Unternehmens und die Frage, ob es sich um eine gute Anlagemöglichkeit handelt, korrelieren häufig nicht miteinander.
Ein gutes Unternehmen ist nicht immer eine gute Aktie. Es ist besser, breit zu streuen.
3. „Ich warte auf mehr Gewissheit.“
Gefühle die von (hoher) Volatilität beeinflusst werden sind verständlich. Gefühle in die Anlageentscheidung einfließen zu lassen, kann jedoch kontraproduktiv sein. Ungewissheit gehört zum Anlagegeschäft.
Langfristig wird Disziplin belohnt.
4. „Ich kenne mich in dieser Branche aus, also kaufe ich diese Aktie.“
Viele Anleger glauben, dass der Anlageerfolg Fachkenntnisse über die jeweilige Branche erfordert. Doch diese Informationen sind bereits im Kurs enthalten.
Glauben Sie an die Effizienz der Kapitalmärkte.
5. „Es war eigentlich eine gute Entscheidung, aber das konnte keiner kommen sehen.“
Aber genau darum geht es? Sie können einen Aktienkauf noch so sehr rationalisieren – Unvorhergesehene Ereignisse und andere externe Einflüsse können sich gegen Sie verschwören.
Streuen Sie lieber Ihr Risiko.
6. „Ich werde ab jetzt mein Portfolio auf starke Volkswirtschaften beschränken.“
Positive Entwicklungen einer Volkswirtschaft spiegeln sich zweifellos auch in den Aktienkursen wider. Was Kurse jedoch verändert, sind Nachrichten. Und genau diese kommen immer unerwartet.
Arbeiten Sie also mit dem Markt.
7. „Okay, es war eine schlechte Idee, aber ich möchte nicht mit Verlust verkaufen.“
Man kann einzelnen Wertpapieren auch zu viel Vertrauen entgegenbringen. Und wenn man an einem verlustreichen Einsatz zu lange festhält, passiert es häufig, dass man an anderer Stelle Chancen verpasst.
Nicht einzelne Werte, sondern die gesamte Struktur eines Portfolios bestimmt die Wertentwicklung.
Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt unzählige weitere Gelegenheiten, sich als Anleger in der Geldanlage sicher selbst zu betrügen. Doch die Überwindung des Selbstbetrugs ist möglich. Sie beginnt mit der Erkenntnis, dass wir als Menschen für disziplinierte Anlagegeschäfte nicht konditioniert sind. Wir werden immer den einen oder anderen Weg finden, eine emotionale Reaktion auf Marktereignisse zu rationalisieren und somit vor sich selbst zu rechtfertigen.
Und dies ist der beste Grund, weshalb selbst erfahrene Anleger Berater engagieren, die sie kennen und die ihre Rahmenbedingungen, Risikobereitschaft und langfristigen Ziele verstehen. Die Rolle des Beraters ist es, Ihnen als Anleger zuzuhören, Ihre menschlichen Ängste zur Kenntnis zu nehmen und Sie zugleich bei der Umsetzung des Anlageplans zu helfen, für den Sie sich entschieden haben.
Wir Menschen werden immer der Versuchung unterliegen, uns selbst zu betrügen; häufig ohne es überhaupt zu bemerken.
Und um es mit den Worten eines anderen großen Philosophen zu sagen:
Das Wesen der Selbstdisziplin besteht darin, erst das Wichtige zu tun anstatt erst das Dringende.
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