Wie können Sie beurteilen, ob Finanzberatung unabhängig ist?

 

Ob Finanzberatung unabhängig ist, können Sie an verschiedenen Merkmalen erkennen. Das macht es Ihnen deutlich leichter die Empfehlungen aus einem Beratungsgespräch einzuordnen.

 

Den ersten Hinweis dafür erhalten Sie über den Status des Beraters. Ist er beispielsweise Angestellter einer Bank werden Sie kaum erwarten können, dass er Ihnen Produkte empfiehlt, die nicht aus seinem Hause stammen. Sie gehen ja auch nicht zu einem Toyota-Händler und erwarten eine objektive Empfehlung des Autoverkäufers zu einem Auto, das am besten zu Ihnen passt. Die „Beratung“ wird sich natürlich auf seine Marke beschränken. Beim Autokauf ist Ihnen das völlig klar. Als Kunde einer Bank unterscheidet sich das für Sie nur wenig und dieser Umstand ist Ihnen dort wahrscheinlich nicht so bewusst.

 

Gleiches gilt für Bausparkassenvertreter wobei hier zusätzlich die Produktauswahl extrem eingegrenzt ist.

 

Auch ein Vertreter einer Versicherungsgesellschaft wird Ihnen kaum Produkte anderer Gesellschaften anbieten. Dieser sog. Auschließlichkeitsagent oder ggf. auch Mehrfachagent kann naturgemäß nur auf einen oder wenige Anbieter zurückgreifen. Da es keinen Anbieter gibt, der für jeden Bereich das beste Konzept hat, werden viele Angebote immer ein Kompromiss sein. Abgesehen davon, ist der Berater hier immer, wie der Name schon sagt, der Vertreter seiner Gesellschaft(en).

 

Ein kleiner Schritt die Finanzberatung unabhängig zu machen, ist der Weg zum Versicherungsmakler. Der Versicherungsmakler ist nicht an eine Gesellschaft gebunden, sondern kann bis auf wenige Ausnahmen auf alle Angebote und Sparten des Marktes zurückgreifen. Das macht ihn in der Finanzberatung unabhängig, zumindest was die Auswahl der Produktgeber angeht. Außerdem steht er auf Ihrer Seite als Kunde und vertritt ihre Interessen gegenüber den Gesellschaften und nicht umgekehrt wie oben. Die übliche Vergütungsform ist hier die Vergütung über eine Provision, die er vom Produktgeber für seine Vermittlungsleistung erhält. Hier entsteht regelmäßig ein Interessenskonflikt für den Berater.

 

Finanzberatung unabhängig: Unterschiedliche Höhen von Provisionen

Das erste Problem kann auftreten, wenn er für ein Produkt bei Produktgeber 1 eine höhere Provision als für ein Produkt bei Produktgeber 2, obwohl das Produkt bei Produktgeber 2 möglicherweise besser ist. Der Fairness halber sei gesagt, dass die Unterschiede in den Provisionssätzen selten so groß sind, um einen seriösen Makler zu animieren, das schlechtere Produkt zu empfehlen. Ein weiteres Problem ist der Zusammenhang zwischen Prämienhöhe und Provision. Die Provision ist meist ein Prozentsatz der Nettoprämie. Das Interesse des Maklers eine günstigere Prämie für Sie zu finden, könnte also negativ beeinflusst sein.

 

Das weitaus größere und in der Realität ständig anzutreffende Problem, ist jedoch auch für den Makler, die oft fehlende Produktneutralität der Empfehlung. Gerade für das Beispiel der Altersvorsorge ist das Provisionsmodell problematisch, da es zu starken Fehlanreizen neigt. So erhält der Vermittler für den Abschluss einer Rentenversicherung unmittelbar eine ansehnliche Abschlussprovision. Der Interessenskonflikt ist vorprogrammiert und sorgt nicht dafür, dass Finanzberatung unabhängig bleibt. Insofern ist das Beratungsergebnis leider allzu oft schon vorbestimmt und hat mit objektiver Beratung wenig zu tun.

 

Die m. E. einzige und fairste Lösung um Finanzberatung unabhängig zu machen, liegt in der Trennung der Vergütung der Beratungsleistung von der Produktvermittlung. Der Berater erhält für seine Beratung direkt von Ihnen ein vereinbartes Honorar, welches sich auf den Aufwand bezieht, ähnlich wie das auch bei Steuerberatern oder Rechtsanwälten gehandhabt wird. Der Berater erhält sein Geld eben nicht für die Verkaufsleistung von einem Dritten, dem Produktgeber. Denn raten Sie mal, woher der Produktgeber das Geld für die Provision nimmt. Das kommt zu 100% von Ihnen!